Einleitung: Schönheit vergeht, L’Oréal bleibt
Es gibt Marken, die kommen und gehen, und dann gibt es L’Oréal. Seit über 100 Jahren regiert das Pariser Imperium der Kosmetik mit sanfter, aber eiserner Hand den weltweiten Markt für Schönheitsprodukte. Dabei verkauft es nicht nur Cremes, Lippenstifte und Shampoos, sondern vor allem eines: das Versprechen zeitloser Eleganz. Und seien wir ehrlich: Wer kann sich diesem Versprechen schon entziehen?
An der Börse ist L’Oréal weniger eine flüchtige Modeerscheinung als vielmehr ein exquisites Vintage-Stück, das mit den Jahren nur an Wert gewinnt. Die Aktie mag keinen wilden Tech-Hype auslösen, doch sie gleitet mit der Anmut eines Pariser Laufsteg-Models durch die Konjunkturzyklen. Doch lohnt es sich, in diese glanzvolle Illusion zu investieren? Tauchen wir ein in die Welt der Seren und Dividenden.
Das Geschäftsmodell: Geld verdienen mit der ewigen Jugend
L’Oréal hat verstanden, dass Menschen bereit sind, Unsummen für die Hoffnung auf makellose Haut und volles Haar auszugeben. Und es liefert. Das Unternehmen operiert in vier Segmenten:
- Luxus (Lancôme, Yves Saint Laurent, Giorgio Armani) – Für jene, die sich für unsterblich halten.
- Consumer Products (L’Oréal Paris, Maybelline, Garnier) – Der Massenglamour für den Supermarkt.
- Dermatologie & Apothekenprodukte (La Roche-Posay, Vichy) – Weil Wissenschaft sexy sein kann.
- Professionelle Haarpflege (Kérastase, Redken) – Exklusiv für die Friseure des Vertrauens.
Der wahre Geniestreich? L’Oréal ist in jedem Preissegment präsent und kann den Kunden das ganze Leben lang begleiten. Vom ersten Mascara in der Teenager-Zeit bis zur Anti-Aging-Creme mit 80 – das Unternehmen bleibt treu an der Seite seiner Kundschaft.
Und natürlich profitiert L’Oréal von der höchst profitablen Psychologie der Beauty-Industrie: Die Produktionskosten eines Lippenstifts betragen ein paar Euro, doch in der schön designten Verpackung wird er für das Zehnfache verkauft. Eine wahrhaft schöne Marge.
Branche & Wettbewerb: Glänzender Burggraben
Die Kosmetikbranche ist nicht nur ein Milliardenmarkt, sondern auch ein Terrain, auf dem Emotionen und Sehnsüchte mehr zählen als rationale Entscheidungen. Wer einmal auf eine Marke schwört, bleibt oft ein Leben lang dabei – eine Treue, die jeder Finanzanalyst vor Neid erblassen lässt.
Doch L’Oréal hat nicht nur treue Kunden, sondern auch einen beachtlichen Wettbewerbsvorteil:
- Markenstärke: Der Name L’Oréal ist so etabliert, dass neue Konkurrenten kaum eine Chance haben.
- Forschung & Entwicklung: Mehr als 4.000 Wissenschaftler arbeiten an neuen Formeln – weil eine Prise Wissenschaft immer gut für den Marketingeffekt ist.
- Globale Präsenz: Während andere Marken regional begrenzt sind, spielt L’Oréal in jeder Liga, von Europa bis China.
- Vertriebsmacht: Ob Luxuskaufhaus, Drogeriemarkt oder Online-Store – L’Oréal ist überall. Konkurrenz wie Estée Lauder oder Procter & Gamble kann da oft nur staunend zusehen.
Kurzum: L’Oréal hat einen Burggraben, der tief genug ist, um selbst die ambitioniertesten Herausforderer in der Bedeutungslosigkeit ertrinken zu lassen.
SWOT-Analyse: Nicht jede Creme ist faltenfrei
Stärken:
- Unangefochtene Marktstellung mit ikonischen Marken.
- Hohe Margen und Preisgestaltungsmacht.
- Starkes Wachstum in aufstrebenden Märkten, vor allem Asien.
- Vorbildliche Innovationskraft.
Schwächen:
- Zyklische Nachfrage: In Krisenzeiten könnte an den Produkten gespart werden.
- Hohe Abhängigkeit von Asien, insbesondere China.
- Starke Konkurrenz im digitalen Bereich (Influencer-Marken & Direktvertrieb).
Chancen:
- Boom von Hautpflege und Anti-Aging-Produkten.
- Digitalisierung & E-Commerce als neuer Wachstumsmotor.
- Nachhaltigkeitstrend: „Grüne“ Kosmetik wird immer gefragter.
Risiken:
- Regulierungen und Tierversuchsverbote in wichtigen Märkten.
- Imageverlust durch umstrittene Inhaltsstoffe.
- Margendruck durch Eigenmarken der Drogerien.
Fundamentale Scorecard
Die Fundamentale Scorecard ist eine Methode, um feine Unternehmen von kränkelnden zu unterscheiden – und zwar mit einem kühlen Kopf und klarem Blick auf die Zahlen. Es geht darum, in fünf zentralen Bereichen die richtigen Fragen zu stellen:
- Wachstum – Steigen Umsatz und Gewinne stetig, oder schwankt das Geschäft wie ein Blätterhaufen im Wind?
- Risiko – Ist das Unternehmen finanziell solide oder bis zum Hals verschuldet? Ein starkes Fundament ist unverzichtbar.
- Profitabilität – Wie effizient arbeitet das Unternehmen? Wer dauerhaft hohe Renditen erzielt, hat einen wirtschaftlichen Burggraben.
- Bewertung – Bezahle ich einen fairen Preis oder bin ich derjenige, der die Party viel zu spät betritt?
- Trend – Kurzfristige Kursbewegungen sind oft bloßer Lärm, aber langfristige Entwicklungen verraten uns viel über die Marktstimmung.
Am Ende zählt nur eins: Kaufe ein großartiges Unternehmen zu einem vernünftigen Preis. Die Scorecard hilft, genau diese Perlen zu finden – und den Rest einfach zu ignorieren.
| Wachstum | 4/4 Punkte |
| ✔️ Umsatzwachstum (4J) | 8,36% |
| ✔️ Umsatzwachstum (3Je) | 5,55% |
| ✔️ EBIT-Wachstum (4J) | 10,07% |
| ✔️ EBIT-Wachstum (3Je) | 6,96% |
| ✔️ EPS-Wachstum (4J) | 14,68% |
| ✔️ EPS-Wachstum (3Je) | 7,62% |
| ✔️ FCF-Wachstum (4J) | 5,05% |
| ✔️ FCF-Wachstum (3Je) | 8,77% |
| Risiko | 4/4 Punkte |
| ✔️ Net Debt / EBIT | 0,43 |
| ✔️ Gewinnkontinuität (5J) | 5/5 |
| ✔️ Stabilität Umsatz | 92,73% |
| ✔️ Stabilität EBIT | 93,68% |
| Profitabilität | 4/4 Punkte |
| ✔️ Eigenkapitalrendite | 20,67% |
| ✔️ Gesamtkapitalrendite | 13,90% |
| ✔️ EBIT-Marge | 19,77% |
| ✔️ EBIT-Margenwachstum (3J) | 1,33% |
| ✔️ FCF-Marge | 14,85% |
| Bewertung | 2/4 Punkte |
| ✔️ KGV hist./aktuell | 42 / 30 |
| ⚠️ PEG | 3,89 |
| ✔️ Free Cashflow-Rendite | 3,50% |
| ⚠️ Piotroski F-Score | 5 |
| Trend | 0/4 Punkte |
| ⚠️ Abstand zur 200-Tage-Linie | -8,27% |
| ⚠️ Performance (1J) | -22,07% |
| ⚠️ Performance (3J) | -4,31% |
| ⚠️ Näher am 52W-Hoch als am 52W-Tief | Tief |
| Gesamt-Score | 14/20 |
Fairer Wert
In der Scorecard fehlen L’Oréal 6 Punkte, somit ergibt sich für die Berechnung des fairen Wertes eine Sicherheitsmarge von 6%.
L’Oréal wurde in den letzten 5 Jahren durchschnittlich mit einem KGV von 42 bewertet. Aktuell beträgt das KGV von L’Oréal nur noch 30. Aus Sicherheitsgründen setze ich dieses für die Berechnung des fairen Wertes an, da mir ein 30er KGV insgesamt fair erscheint für ein Unternehmen mit diesen Wachstumsraten.
| Unternehmen | L’Oreal SA | Jahre | EPS | DPS |
|---|---|---|---|---|
| Faires KGV | 30 | 2024 | 11,52 | 6,6 |
| Diskontsatz | 10,0% | 2025 | 11,90 | 6,81 |
| Aktueller Aktienkurs | 353,15 | 2026 | 12,87 | 7,30 |
| Sicherheitsmarge | 6% | 2027 | 14,36 | 7,97 |
| Potential | -9,00% | Fair Value | 321 | EUR |
Fazit: Ein Investment mit Glamour?
L’Oréal ist eine Aktie für jene, die Stabilität mit einer Prise Eleganz bevorzugen. Kein Tech-Hype, keine wilden Kurskapriolen, sondern ein solides Unternehmen mit globaler Strahlkraft und beeindruckender Gewinnhistorie, das aktuell zwar etwas schächelt, langfristig aber weiterhin aussichtsreich erscheint. Wer nach einem Langfristinvestment sucht, das mit Anmut durch Wirtschaftskrisen schwebt, könnte hier goldrichtig liegen.
Allerdings: L’Oréal ist selten günstig zu haben. Trotz Kursrücksetzer ist die Aktie immer noch ambitioniert bewertet. Den Fair Value sehe ich bei 321. Zu diesem Kurs würde ich meine bestehende Position aufstocken. Wer jedoch nicht so lange warten möchte, könnte sich aber einfach damit trösten, dass ein schönes Investment eben seinen Preis hat. Wie L’Oréal selbst so charmant sagt: „Weil Sie es sich wert sind.“
Disclaimer
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Es handelt sich lediglich um meine persönlichen Gedanken und Analysen. Jeder Investor sollte seine eigene Recherche betreiben und individuell abwägen, ob eine Investition zu seiner persönlichen Strategie passt. Vergangene Wertentwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Investieren erfolgt stets auf eigenes Risiko.







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