Wer die ABB Aktie im Depot hat, hält einen echten Klassiker der Industriegeschichte – und zugleich einen Schlüsselspieler der Zukunft. Der Schweizer Technologiekonzern mit Wurzeln im 19. Jahrhundert ist heute einer der größten Anbieter für Elektrifizierung, Automatisierung und Robotik weltweit. Ob smarte Stromnetze, effiziente Motoren oder Roboterarme, die mit filigraner Präzision Bauteile zusammensetzen – ABB liefert die Technologie, die moderne Industrieprozesse antreibt.
Für uns Anleger ist das spannend, denn ABB sitzt an den Schnittstellen mehrerer Megatrends: Energiewende, Digitalisierung, Industrie 4.0. Damit vereint der Konzern die solide Verlässlichkeit eines altehrwürdigen Unternehmens mit der Innovationskraft, die Wachstum verspricht. Die Frage lautet also: Ist die ABB Aktie heute ein fair bewerteter Dividendenwert oder schon ein teures Industriejuwel?
Die ABB Aktie im Überblick

Qualitative Analyse
Das Geschäftsmodell von ABB
ABB ist ein weltweit führender Technologiekonzern mit rund 100.000 Mitarbeitern, tätig in über 100 Ländern. Das Geschäftsmodell ist breit gefächert, aber dennoch klar strukturiert in vier Segmente – jedes mit eigener Schlagkraft und Wachstumsperspektive:
Electrification: Hier liefert ABB alles, was mit Strom zu tun hat – von Schaltanlagen über Transformatoren bis hin zu intelligenten Energiemanagementsystemen. Dieses Segment profitiert direkt von der globalen Energiewende und dem Ausbau erneuerbarer Energien. Umsatzanteil: 46%
Motion: Der Bereich umfasst Motoren, Generatoren und Antriebslösungen, die weltweit in Industrieanlagen, Zügen oder Gebäuden eingesetzt werden. ABB gilt hier als Marktführer bei energieeffizienten Antrieben. Umsatzanteil: 22%
Process Automation: Das Rückgrat vieler Prozessindustrien – von Chemie über Öl & Gas bis hin zu Pharma. ABB liefert hier Automatisierungssysteme, die Anlagen sicherer, effizienter und digitaler machen. Umsatzanteil: 21%
Robotics & Discrete Automation: Ein Zukunftssegment par excellence. ABB ist einer der großen Player im Industrieroboter-Markt und liefert sowohl klassische Roboterarme als auch kollaborative Roboter (Cobots) für Industrie 4.0. Umsatzanteil: 10%
ABB Ability– die digitale Klammer
Was bei Meta die Datenplattform ist, ist bei ABB die Ability-Plattform: ein Ökosystem aus über 170 digitalen Lösungen, das Maschinen, Anlagen und ganze Werke vernetzt. Hier fließen Sensordaten, KI-Algorithmen und Industrie-Software zusammen, um Energieverbrauch zu senken, Prozesse zu optimieren und Wartung planbarer zu machen.
Für Kunden bedeutet das: Transparenz, Effizienz, Sicherheit – und die Möglichkeit, aus ihren Anlagen echte Daten-Schätze zu heben. Für ABB selbst bedeutet es: wiederkehrende Umsätze durch Software, Services und Cloud-Lösungen – ein Geschäft, das margenstärker und weniger zyklisch ist als klassische Industrieprojekte.
Mit ABB Ability verschiebt der Konzern sein Geschäftsmodell Stück für Stück in Richtung Digitalisierung und Plattform-Ökonomie – und damit in eine Liga, in der nicht nur Hardware zählt, sondern auch die laufende Nutzung durch den Kunden.
Umsatzverteilung nach Regionen
Geographisch ist ABB angenehm diversifiziert:
- Europa: etwa 34 %
- Amerika: rund 36 %
- Asien (vor allem China) & Mittlerer Osten: ca. 30 %
Damit ist ABB weder vom US-Markt noch von China alleine abhängig und insgesamt regional gut diversifiziert.
Burggraben & Wettbewerbsvorteile
Der Burggraben von ABB ruht auf mehreren Säulen: eine traditionsreiche, starke Marke, ein weltumspannendes Service- und Vertriebsnetzwerk, jahrzehntelange Kundenbeziehungen und ein riesiges Patent-Portfolio. Hinzu kommen Netzwerkeffekte durch die digitale Plattform ABB Ability, die Kunden langfristig bindet. Wettbewerber wie Siemens oder Schneider Electric sind zwar ähnlich stark, aber ABB punktet mit einer besonders breiten Aufstellung und Skaleneffekten.
Wachstumsfelder & Zukunftsstrategie
ABB ist optimal positioniert, um von den großen Megatrends zu profitieren:
- E-Mobilität (Ladestationen, Energiemanagement)
- Smart Grids (intelligente Stromnetze)
- Industrie 4.0 & Robotik (Automatisierung, Cobots, KI)
- Dekarbonisierung & Energieeffizienz (effiziente Motoren, grüne Fabriken)
Strategisch setzt ABB auf organisches Wachstum von jährlich 3–6 %, flankiert von gezielten Akquisitionen im Bereich Software und KI. Damit soll nicht nur die Hardware glänzen, sondern auch der digitale Serviceanteil steigen.
Bewertung des Geschäftsmodells
Um die Qualität eines Geschäftsmodells zu beurteilen, bietet das von Johnson, Christensen und Kagermann entwickelte Modell „Seven Questions to Assess Your Business Model Design“ einen bewährten Rahmen. Es basiert auf sieben zentralen Leitfragen, die prüfen, ob ein Geschäftsmodell nicht nur wirtschaftlich tragfähig, sondern auch strategisch widerstandsfähig, skalierbar und anpassungsfähig ist.
Diese sieben Fragen decken zentrale Erfolgsfaktoren ab – von Kundennutzen und Wertschöpfung über Skalierbarkeit, Differenzierung und Cashflow bis hin zur Verteidigung gegen Wettbewerber und der Fähigkeit zur Anpassung. Die Anwendung des Modells ermöglicht eine strukturierte, vergleichbare und zukunftsorientierte Bewertung – besonders hilfreich für Investoren und strategisch denkende Anleger.
Im Folgenden wenden wir dieses Modell auf ABB an, um die Stärken und Schwächen des Geschäftsmodells klar herauszuarbeiten.
| Frage | Antwort | Bewertung |
|---|---|---|
| 1. Schafft das Modell Mehrwert für Kunden? | Ja. ABB ermöglicht Industrie- und Energiekunden höhere Effizienz, geringeren Energieverbrauch, sichere Netze und zuverlässige Automatisierung. | ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (sehr hoch) |
| 2. Schafft das Modell Wert für das Unternehmen? | Ja. Stabile Margen von ~16–17 %, hoher Free Cashflow und wachsende Nachfrage in Zukunftsmärkten (E-Mobilität, Robotik, Digitalisierung). | ⭐️⭐️⭐️⭐️ (hoch) |
| 3. Ist das Modell profitabel skalierbar? | Teilweise. Großserienfertigung bei Motoren & Robotern sowie Softwarelösungen skalieren gut, Großprojekte in der Elektrifizierung sind kapitalintensiver. | ⭐️⭐️⭐️⭐️ (hoch) |
| 4. Schützt das Modell vor Wettbewerb? | Teilweise. ABB verfügt über Technologiekompetenz, Patente und globale Vertriebsnetze. Doch in Automatisierung & Robotik drängen asiatische Wettbewerber mit Preisdruck. | ⭐️⭐️⭐️ (mittel) |
| 5. Ist das Modell anpassungsfähig bei Veränderungen? | Ja. ABB hat sich mehrfach neu ausgerichtet (z. B. Verkauf der Stromnetzsparte, Fokus auf Automatisierung und Robotik). Digitalisierung wird aktiv vorangetrieben. | ⭐️⭐️⭐️⭐️ (hoch) |
| 6. Differenziert sich das Modell von Wettbewerbern? | Ja. Die Kombination aus Elektrotechnik, Robotik, Automatisierung und Softwareplattform ABB Ability ist einzigartig. | ⭐️⭐️⭐️⭐️ (hoch) |
| 7. Erwirtschaftet das Modell konsistent Cashflow? | Ja. Solider Free Cashflow, zyklisch schwankend, aber durch breite Aufstellung robust. Stabile Dividendenpolitik als Beleg. | ⭐️⭐️⭐️⭐️ (hoch) |
Fazit:
ABB betreibt ein robustes, diversifiziertes Geschäftsmodell mit klarem Zukunftsbezug. Besonders stark sind Kundennutzen und Zukunftsfähigkeit, Schwächen liegen in zyklischer Abhängigkeit und Wettbewerbsintensität.
Gesamtbewertung: ⭐️⭐️⭐️⭐️ (28/35 Punkten)
Branchenanalyse – wo steht ABB?
ABB ist in einem Umfeld aktiv, das sich irgendwo zwischen klassischer Industrie und digitalem Zukunftsmarkt bewegt. Elektrotechnik, Robotik und Automatisierung sind alles andere als langweilig – sie bilden das Rückgrat der globalen Energiewende und Industrie 4.0.
Um die Attraktivität greifbar zu machen, schauen wir uns die Branche anhand der GE/McKinsey-Matrix an. Sie kombiniert zwei zentrale Dimensionen:
- Branchenattraktivität (Y-Achse):
Wie vielversprechend ist das Marktumfeld insgesamt? Betrachtet werden Faktoren wie Marktwachstum, Profitabilität, Wettbewerbssituation, technologische Dynamik und regulatorische Risiken. - Geschäftsstärke (X-Achse):
Wie stark ist das Unternehmen innerhalb dieses Marktes aufgestellt? Hierzu zählen Marktanteil, Markenstärke, Innovationskraft, operative Effizienz, finanzielle Ressourcen und Anpassungsfähigkeit.
Jede Achse wird durch mehrere gewichtete Einzelkriterien fundiert bewertet (Skala: 1 = niedrig bis 5 = sehr hoch). Das Ergebnis: eine Matrixposition, die zeigt, ob ein Unternehmen in einem Bereich investiert, gehalten oder zurückgefahren werden sollte.
Branchenattraktivität
| Einzelkriterium | Bewertung | Begründung |
|---|---|---|
| Marktwachstum | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Solides bis hohes Wachstum in Kernbereichen: Elektrifizierung (6–8 % CAGR), Robotik (10 %+ CAGR), Automatisierung & Smart Grids zweistellig durch Energiewende. |
| Marktgröße | ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ | Billionenschwerer Markt für Energie- und Industrieinfrastruktur; ABB deckt mehrere riesige Segmente ab. |
| Technologiedynamik | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Hohe Dynamik durch KI, IoT, Edge Computing, Robotik. Chancen enorm, erfordern aber kontinuierliche Investitionen. |
| Wettbewerbssituation | ⭐️⭐️⭐️ | Starker Konkurrenzdruck durch Siemens, Schneider Electric, Rockwell, Fanuc & chinesische Anbieter; Differenzierung entscheidend. |
| Regulierung / Risiken | ⭐️⭐️⭐️ | Net-Zero/ESG stützen Nachfrage, aber Handelskonflikte/Exportregeln können Projekte verzögern. |
| Branchenattraktivität | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Insgesamt sehr attraktiv: Megatrends treiben, Markt riesig. Allerdings hoher Wettbewerbsdruck und technologische Investitionspflicht. |
Geschäftsstärke
| Einzelkriterium | Bewertung | Begründung |
|---|---|---|
| Marktanteil und Reichweite | ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ | ABB gehört in Elektrifizierung, Antriebstechnik und Automatisierung weltweit zu den Top-3. |
| Technologische Fähigkeiten / Plattformen | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Starke Kompetenz in Robotik & Automation; Ability als digitale Klammer. Dennoch nicht so dominierend wie Siemens Digital Industries. |
| Differenzierung / Kundenbindung | ⭐️⭐️⭐️ | Breites Portfolio, Servicegeschäft, digitale Lösungen erhöhen Wechselkosten; dennoch vergleichsweise weniger Netzwerkeffekte als reine Plattform-Player. |
| Markenstärke und Vertrauen | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Global etabliert, hohe Reputation im B2B-Bereich; keine starke Endkundenmarke wie Siemens oder Tesla. |
| Managementkompetenz und Innovationskraft | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Fokussierte Strategie nach Jahren der Restrukturierung, konsequente Portfoliobereinigung; Innovationskraft solide, aber nicht disruptiv. |
| Geschäftsstärke | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | Sehr solide Position mit globaler Reichweite, starken Margen und stabiler Dividendenbasis; leichter Nachteil in Fokussierung und Innovationsführerschaft. |
Ergebnis – Position in der GE/McKinsey-Matrix
Setzt man Branchenattraktivität (hoch) und Geschäftsstärke von ABB (hoch) ins Raster, landet ABB in der Investitions- und Wachstumszone. Das heißt:
- Die Branche ist groß, zukunftsträchtig und bietet Rückenwind durch Megatrends.
- ABB ist stark genug positioniert, um diese Chancen zu nutzen.
- Die strategische Stoßrichtung ist klar: investieren, skalieren, ausbauen.
Risiken
Kommen wir nun zum „R.I.S.I.K.O.“, das man mit einer Investition in die ABB-Aktie eingeht. Hierfür schauen wir uns sechs zentrale Risikoarten differenziert an:
R – Regulatorisches Risiko
🟧 Hohes Risiko
Auswirkung: Hoch | Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel bis Hoch
ABB profitiert stark von politischen Förderprogrammen (Green Deal, US-Infrastrukturgesetze). Diese Abhängigkeit ist jedoch zweischneidig: Ändert sich die politische Großwetterlage oder werden Subventionen zurückgefahren, kann das Projekte direkt bremsen. Hinzu kommen strenge Umwelt- und Sicherheitsauflagen sowie geopolitische Risiken (z. B. Exportrestriktionen gegenüber China oder Russland). ABB ist breit aufgestellt – aber der regulatorische Druck bleibt ein ständiger Faktor.
I – Innovations- und Disruptionsrisiko
🟨 Mittleres Risiko
Auswirkung: Hoch | Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
In Bereichen wie Robotik, Elektrifizierung und Automatisierung ist das Innovationsrennen gnadenlos. ABB investiert massiv in Forschung und Plattformen wie ABB Ability, doch Wettbewerber wie Siemens, Schneider Electric oder Fanuc schlafen nicht. Der technologische Vorsprung ist nicht uneinholbar. Dennoch mindert die breite Aufstellung das Risiko einer vollständigen Disruption.
S – Strategische Abhängigkeiten
🟨 Mittleres Risiko
Auswirkung: Mittel bis Hoch | Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
ABB ist relativ diversifiziert, dennoch gibt es Schwerpunkte: etwa in der Energie- und Industrieautomatisierung. Das Unternehmen hängt stark an Infrastrukturprojekten und Investitionsbudgets seiner Industriekunden. Regionale Risiken (z. B. Europa als Hauptmarkt) können im Falle von Nachfrageeinbrüchen oder Energiekrisen schwer durch andere Regionen kompensiert werden.
I – Image- und Reputationsrisiken
🟩 Niedriges Risiko
Auswirkung: Mittel | Eintrittswahrscheinlichkeit: Gering
ABB ist kein Konsumgüterkonzern wie Coca-Cola, sondern B2B-orientiert. Skandale treffen hier weniger die Endkunden, sondern die Industriepartner. Zwar könnten Themen wie ESG-Verfehlungen, Korruptionsvorwürfe oder Projektpannen das Vertrauen von Investoren oder Auftraggebern schädigen, aber bislang hält sich ABBs Reputationsrisiko in Grenzen.
K – Konjunktur- und Marktrisiko
🟧 Hohes Risiko
Auswirkung: Hoch | Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel bis Hoch
So sehr ABB vom Megatrend Elektrifizierung profitiert – das Geschäft bleibt zyklisch. Großaufträge hängen von Konjunkturzyklen ab, besonders im Maschinenbau, in der Automobilindustrie und bei Bauprojekten. In einer Rezession könnten Investitionen in Robotik oder Netzmodernisierung verschoben werden, was ABB direkt trifft.
O – Operative Risiken
🟨 Mittleres Risiko
Auswirkung: Mittel | Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
ABB ist ein komplexer Global Player mit über 100.000 Mitarbeitern und Projekten in mehr als 100 Ländern. Risiken entstehen durch Integration neuer Technologien, Lieferkettenabhängigkeiten, Währungsschwankungen sowie Cybersecurity. Fehler in der Umsetzung großer Projekte oder Ineffizienzen in der Konzernsteuerung können spürbar auf die Margen drücken.
Gesamtrisiko
🟨 Mittleres Risiko: ⭐️⭐️⭐️
ABB ist strukturell solide, profitiert von Megatrends wie Elektrifizierung und Automatisierung, ist aber nicht immun gegen externe Schocks. Besonders Konjunktur- und Regulierungsrisiken bleiben kritisch. Die Risiken sind breit gestreut, jedoch gut handhabbar für ein Unternehmen dieser Größe – womit ABB auf der Risikoskala im soliden Mittelfeld landet.
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Gesamtrendite & Volatilität
Ein Blick auf die vergangene Kursentwicklung zeigt eindrucksvoll, dass auch ein traditionsreicher Industriekonzern wie ABB langfristig beachtliche Werte schaffen kann. Über einen Zeitraum von zehn Jahren erzielte die Aktie eine Gesamtrendite von 317,2 % – das entspricht einer annualisierten Rendite von rund 15,3 % p. a.. Damit schlägt ABB den europäischen Leitindex STOXX Europe 600 (ca. 8 % p. a.) deutlich und bewegt sich sogar in der Nähe typischer US-Tech-Benchmarks – für einen Industrie-Titel durchaus bemerkenswert.
Auf der anderen Seite steht die Risikoperspektive. Mit einem Beta von nur 0,76 schwankt ABB spürbar weniger als der Gesamtmarkt. Auch größere Einbrüche fielen historisch moderater aus als bei vergleichbaren zyklischen Industriewerten. Anleger profitieren damit von einer seltenen Kombination: überdurchschnittliche Rendite bei unterdurchschnittlicher Volatilität.
| Niedrige Volatilität | Mittlere Volatilität | Hohe Volatilität | |
|---|---|---|---|
| Hoher Return | ![]() ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | ⭐️⭐️⭐️ |
| Mittlerer Return | ⭐️⭐️⭐️⭐️ | ⭐️⭐️⭐️ | ⭐️⭐️ |
| Niedriger Return | ⭐️⭐️⭐️ | ⭐️⭐️ | ⭐️ |
ABB bewegt sich klar im Feld „hoher Return bei niedriger Volatilität“. Für langfristig orientierte Anleger, die Stabilität mit Wachstum verbinden möchten, bietet ABB damit ein ausgesprochen attraktives Rendite-Risiko-Verhältnis.
Dividende und Aktienrückkäufe
ABB gehört seit vielen Jahren zu den verlässlichen Dividendenzahlern im europäischen Industriebereich. Das Unternehmen schüttet seine Dividende einmal jährlich (in der Regel im April) aus und verfolgt dabei eine progressive, aber vorsichtig gesteuerte Politik: Ziel ist es, die Ausschüttung zumindest stabil zu halten und wenn möglich moderat zu erhöhen.
- Dividendenrendite: Aktuell liegt die Dividendenrendite im Bereich von 1,6 %
- Ausschüttungsquote: Die Payout Ratio bewegt sich typischerweise zwischen 50 % und 60 % des Nettogewinns – ein Wert, der sowohl Stabilität als auch Luft für Investitionen in Wachstum signalisiert.
- Track Record: ABB hat in den letzten Jahren die Dividende regelmäßig gezahlt und in den meisten Jahren leicht erhöht. Kürzungen waren selten und erfolgten nur in Phasen schwächerer Konjunktur.

Neben der Dividende setzt ABB auch auf Aktienrückkäufe als zweites Instrument zur Aktionärsvergütung. Das Unternehmen fährt seit 2021 ein umfangreiches Buyback-Programm, das regelmäßig verlängert wird. Allein 2024 wurden Aktien im Wert von rund 1,5 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Damit signalisiert ABB, dass man nicht nur Dividendenstabilität, sondern auch eine gezielte Reduktion der Aktienanzahl als Mittel zur Wertsteigerung sieht.

Zwischenfazit: ABB für Buy-and-Hold-Investoren
ABB präsentiert sich als solider Industriewert mit klarer strategischer Ausrichtung auf Elektrifizierung, Automatisierung und digitale Vernetzung – allesamt Zukunftsthemen, die auch in den kommenden Jahrzehnten eine zentrale Rolle spielen dürften. Das Unternehmen kombiniert ein breit diversifiziertes Geschäftsmodell mit stabilen Cashflows und einer aktionärsfreundlichen Kapitalrückführung.
Für langfristige Anleger bedeutet dies: ABB bietet eine verlässliche Dividende, flankiert durch kontinuierliche Aktienrückkäufe und eine Positionierung in strukturell wachsenden Märkten. Zwar ist das Unternehmen konjunkturabhängig und kein reiner Wachstums-Champion, doch genau hier liegt seine Stärke: Berechenbarkeit, Stabilität und beständiges moderates Wachstum.
Bewertung
Schauen wir uns nun die Bewertung der ABB Aktie an. Ist die Aktie aktuell fair bewertet oder überteuert?
Bewertung im historischen Vergleich
Im historischen Vergleich ist die Bewertung der ABB-Aktie aktuell relativ hoch. Der Chart zeigt, dass das KGV der ABB-Aktie in den letzten 10 Jahren stark geschwankt hat. Aktuell liegt das bilanzierte KGV bei 27,2, während das bereinigte KGV 28,1 beträgt. Dies ist höher als der durchschnittliche Wert der letzten 10 Jahre, der in der Grafik durch die gestrichelte horizontale Linie dargestellt wird (KGV bilanz. Ø 20,1 / KGV bereinigt Ø 19,9).

Renditeerwartung und fairer Wert
Beim aktuellen historischen KGV erscheint die ABB-Aktie deutlich überbewertet – kurzfristig ergibt sich daraus sogar eine negative Renditeerwartung. Auffällig ist zudem der breite Prognosekorridor der Analystenschätzungen, was die Unsicherheit in der Gewinnentwicklung unterstreicht.

Andererseits ließe sich argumentieren, dass ABB aufgrund der soliden Wachstumschancen und der starken Marktposition durchaus ein höheres Bewertungsmultiple verdient. Legt man ein faires KGV von 25 zugrunde, ergibt sich eine annualisierte Renditeerwartung von etwa 7,7 %.

Daraus errechnet sich ein fairer Wert von rund 49 CHF, der für uns zugleich einen attraktiven Kaufalarm-Punkt markiert. In diesem Szenario läge die potenzielle jährliche Renditeerwartung bei etwa 12 %.
Analystenschätzungen
Die Mehrheit der Analysten stuft ABB derzeit mit „einer Kaufempfehlung ein“Halten“ ein. Im Durchschnitt sehen sie für die Aktie in den kommenden zwölf Monaten ein Kurspotenzial von -6,6%.

Fazit: Ist ABB ein Kauf?
ABB ist ein stark positionierter Industriekonzern mit breitem Technologie-Portfolio, globaler Reichweite und soliden Zukunftsaussichten in den Bereichen Elektrifizierung, Automatisierung und Energiewende. Für langfristig orientierte Buy-and-Hold-Anleger bietet die Aktie Stabilität, Dividendenstärke und ein moderates Risiko-Rendite-Profil.
Auf der anderen Seite steht die Bewertung: Kurzfristig wirkt die Aktie ambitioniert bis überteuert, was die Renditeerwartung einschränkt. Erst auf einem niedrigeren Kursniveau – rund um den fairen Wert von ca. 49 CHF – eröffnet sich ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
Unterm Strich: ABB ist ein Qualitätswert, den man als langfristiger Investor im Blick behalten sollte – aktuell jedoch eher ein Kandidat für die Watchlist als für den sofortigen Einstieg.
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Disclaimer
Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Es handelt sich lediglich um unsere persönlichen Gedanken und Analysen. Jeder Investor sollte seine eigene Recherche betreiben und individuell abwägen, ob eine Investition zu seiner persönlichen Strategie passt. Vergangene Wertentwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Investieren erfolgt stets auf eigenes Risiko.








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